Portal 2

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Portal 2

Beitragvon Corona » Mi 25. Mai 2011, 20:03

Es war einmal: Portal
Der Winter 2007 war für die Spielegemeinde eine hervorragende Zeit: kurz vor Weihnachten versuchten mehrere namhafte Publisher, ihre Mitbewerber im Weihnachtsgeschäft mit wahren Blockbustern in den Schatten zu stellen: innerhalb weniger Tage und Wochen erschienen keine geringeren Hochkaräter als das bis heute technisch wegweisende Crysis, das den Erfolg der Call of Duty-Reihe ermöglichende Modern Warfare, der sehnlichst erwartete neue Unreal Tournament-Ableger – und die Valve Orange Box, deren Kernstück eigentlich die zweite Erweiterungsepisode für das Genre-Highlight Half-Life 2 darstellen sollte. Im Verbund mit dem Half-Life 2 Gesamtpaket und dem Taktikshooter Team Fortress 2 wurde klammheimlich eine neue Spieleperle, ein Geheimtipp, ausgeliefert, der wegen seines revolutionären Konzepts und der genialen Inszenierung trotz einer äußerst kurzen Spielzeit schnell die Begeisterung der Fans und der Fachpresse fand: Portal.

Das Portal-Spielprinzip
Dem Team von Valve gelang mit dem neuartigen Spiel der Beweis, dass man mit Hilfe der Source-Engine nicht nur spannende Egoshooter inszenieren konnte, sondern legte ein Denk- und Knobelspiel der Sonderklasse vor. Herzstück der damaligen Neuentwicklung ist die namensgebende Portalkanone, die, abgefeuert auf geeignete Oberflächen wie Wände, Fußböden oder Decken, maximal zwei Portale gleichzeitig erzeugt. Diese haben die Funktion von Wurmlöchern; betritt man demnach ein Portal, so wird man auf magische Weise zum anderen Portal teleportiert, wobei durch die Fähigkeiten der Source-Engine sogar physikalische Eigenschaften wie etwa Geschwindigkeit oder Impuls bei der Teleportation erhalten bleiben. Das hat interessante Konsequenzen und Anwendungen und erlaubt eine Reihe von teilweise recht komplexen und fordernden Rätseln, um in den Testlevels voranzukommen. Genretypisch gilt es dabei nicht nur, mittels der Portale eigentlich unerreichbare Abschnitte der Levels zu betreten, sondern auch Schalter zu gegebener Zeit umzulegen und mit Timing Hürden zu überwinden – auch Jump & Run Elemente zeichnen damit Portal aus.

Das furchtbare Erwachen
Zu Beginn des ersten Portal-Teil s erwacht die Protagonistin Chell in einer Stasis-Kammer der Aperture Science Labs und wird von der markant elektronischen Stimme des Computersystems GLaDOS in das Spiel eingeführt: Chell soll zum Dienste der Wissenschaft in mehreren Testkammern fordernden Aufgaben ausgesetzt werden, um aus ihren Reaktionen und der Lösungskompetenz Erkenntnisse zu sammeln. Schnell stellt sich heraus, dass die Begleitung GLaDOS dabei durchaus Verletzungen und sogar den Tod von Testsubjekten in Kauf nimmt, um ihre Testergebnisse zu bekommen – alles im Dienste der Wissenschaft natürlich. In 20 Testleveln gilt es zu bestehen und zu überleben, insgesamt ist das Spiel also nach etwa 2 Stunden absolviert.

Portal 2 greift das Ende des Vorgängers auf: Chell wird in einer Ruhekammer nach einer unbestimmten, aber vermutlich sehr langen Zeit von der für einen Roboter erstaunlich menschliche Drohne Wheatley zu einer Routinekontrolle aus dem künstlichen Tiefschlaf geholt. Schnell wird klar, dass in der langen Zeit des Schlafs eine Katastrophe passiert sein muss, denn nach der Flucht aus dem Schlafraum präsentieren sich die Aperture Labs nicht mehr so aufgeräumt und steril wie noch in Teil 1: Fensterscheiben sind zersplittert, Einrichtung zerstört worden und auch die Natur hat teilweise ihren Weg in die einstmals abgeschotteten Laboreinrichtungen gefunden.
Chell und Wheatley versuchen, aus der Anstalt zu entkommen, aber dabei kommt es unweigerlich zur Begegnung mit der alten Antagonistin GLaDOS, die nach einer langen Zeit nichts Anderes im Sinn hat als weitere Subjekte in ihren Kammern zu testen. Man findet sich also schnell in den ziemlich bekannten Testräumen wieder und muss erneut um das Überleben kämpfen.

Neue Spielzeuge
Einige Abschnitte sind dabei durchaus aus dem ersten Teil bekannt, allerdings hat Valve Software das Repertoire von Interaktionsmöglichkeiten im Vergleich zum Vorgängerspiel gehörig aufgepeppt. Während in Portal 1 maximal Kisten auf Schalter gelegt und Energiebälle durch Portale zum geeigneten Ziel umgeleitet werden mussten, gibt es im Nachfolger Portal 2 zahlreiche Neuerungen, die interessante und fordernde Rätsel erlauben. So müssen beispielsweise Laserstrahlen mit Hilfe von Prisma-Kuben umgelenkt werden, was konsequenterweise ebenfalls durch Portale möglich ist. Generell kommt Licht in vielfältiger Form zum Einsatz: so gibt es neuerdings auch Lichtbrücken, auf denen die Protagonistin Chell laufen kann, die ebenfalls durch Portale reichen. Interessant gestalten sich auch die neu eingeführten Lichtwellentunnel, das sind im Wesentlichen Energieströme, die alle Gegenstände und Personen, die sich innerhalb des Stroms befinden, in eine Richtung bewegen – dadurch können auch Hindernisse und Abgründe überwunden werden.

Besonders auffällig gestalten sich die neu eingeführten Gels, die einzeln und im Zusammenspiel ganz neue Aspekte in Portal 2 einführen: das blaue Repulsion Gel stößt den Spieler stark ab und erlaubt dadurch das Springen in ungeahnte Höhen, während das rote Propulsion Gel die Spielfigur enorm beschleunigt. Als drittes im Bunde ist noch das weiße Conversion Gel zu nennen, das das Erstellen von Portalen auch an eigentlich nicht geeigneten Stellen erlaubt – der Phantasie des Spielers sind an solchen Stellen wenige Grenzen gesetzt!

Der verlorene alternative Lösungsweg
Klarerweise befinden sich in den einzelnen Levels nicht immer alle diese Interaktionsmöglichkeiten, sondern nur eine Auswahl, mit denen das Auslangen gefunden werden muss. Es gibt dabei nur wenige Hinweise im Spiel, wie die konkreten Lösungen für die Rätsel aussehen und auch keine Abstufung in Schwierigkeitsgrade, allerdings lassen sich alle Karten mit etwas Überlegung rasch lösen, denn im Gegensatz zu Portal 1 gibt es nur mehr wenige Passagen, in denen exaktes Timing und Präzision bei der Bewegung eine Rolle spielen, was den Frustfaktor deutlich entschärft – in Portal 2 steht einzig die Überlegung, wie ein Rätsel zu knacken ist, im Vordergrund. Zusammen mit der Tatsache, dass es meist nur genau einen Lösungsweg gibt, stellt diese eigentlich positive Entwicklung auch einen der wesentlichen Pferdefüße von Portal 2 dar: hat man einmal die Lösung für einen Level gefunden, braucht man nicht mehr nach weiteren suchen, wodurch der Wiederspielwert sehr gering ausfällt.

Spaß zu zweit
Damit das Spiel mit ca. 7 Stunden Spielzeit nicht zu kurz ausfällt, hat sich Valve Software eine tolle Neuerung einfallen lassen: den Koop-Modus für 2 Spieler, die dabei gemeinsam eigens entworfene Levels bestreiten. Beide Spieler besitzen dabei eine Portalkanone, sodass nun bis zu vier Portale gesetzt werden können, was deutlich komplexere Rätsel erlaubt. Nach einer kurzen Einführung stehen insgesamt 5 Abschnitte mit je 4 bis 8 Karten zur Verfügung, die sich jeweils auf gewisse Aspekte des Spiels konzentrieren.

Im Gegensatz zur Singleplayer-Kampagne gibt es keine großartig ausgefeilte Story, zu zweit macht das Rätseln aber noch wesentlich mehr Spaß. Besonders komfortabel wirken sich dabei die erweiterten Steuerungsmöglichkeiten aus, denn im Koop-Modus steht eine neue Funktion zur Verfügung, die für viele Spiele wünschenswert wäre: auf Knopfdruck kann dabei die Sicht des Partners eingeblendet werden, sodass sich beide Spieler gleichermaßen einen Überblick über die Areale machen können. Außerdem können verschiedene witzige Gesten gesetzt werden, die das Spielgeschehen auflockern, und ebenfalls auf Tastendruck relevante Positionen für den Mitspieler markiert werden, falls einmal keine Sprachkommunikation zur Verfügung steht.

Fazit
Zusammengefasst ist Portal 2 spielerisch über jeden Zweifel erhaben. Im Singleplayer witzig, spannend und packend inszeniert und einer immer noch sehr frischen Idee gehorchend, im Koop-Modus wirklich unterhaltsam und eine ganz neue Spielerfahrung: so stellt man sich ein Spitzenprodukt vor.
Auf der technischen Seite kann Portal 2 jedoch nur bedingt punkten: die Source-Engine stellt das Spiel zwar durchaus atmosphärisch, aber nicht mehr ganz am technischen Stand der Zeit dar. Auch die Übersetzung ins Deutsche ist zwar durchaus ordentlich, kann aber nicht ganz den Wortwitz aus dem englischen Original einfangen, das daher wesentlich empfehlenswerter ist. Dafür ist der Sound rundum gelungen und überzeugt durch klare Abmischung und gut, aber sparsam eingesetzte Musikuntermalung.

Abgesehen vom geringen Wiederspielwert hat Portal 2 somit nur ein wesentliches Problem: der Preis von 40 bis 50 Euro ist für den momentanen Umfang einfach zu teuer, schließlich gibt es zum aktuellen Zeitpunkt weder Herausforderungs-Modi wie noch in Portal 1 noch Advanced Chambers mit besonders schwierigen Levels. Diese könnten klarerweise mittels Download Contents nachgereicht werden, da darüber aber noch keine Klarheit herrscht, können diese Ankündigungen nicht für das endgültige Fazit herangezogen werden, das eindeutig lautet: unbedingt kaufen, aber erst, wenn der Preis auf erträgliche Werte gefallen ist.
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