Die Fälscher (DVD)

Hier könnt ihr euch über eure liebsten (und natürlich auch meistgehassten) Filme und Fernsehserien samt ihren Darstellern und Regisseuren unterhalten.

Viel Spaß!

Moderatoren: Stammbraeu, FestBock

Die Fälscher (DVD)

Beitragvon Corona » Mi 26. Mär 2008, 21:19

Hallo!

Wie ihr sicherlich gehört habt, hat bei der heurigen Oscarverleihung der österreichische Filmbeitrag "Die Fälscher" (im Englischen: "The Counterfeiters") von Regisseur Stefan Ruzowitzky in der Kategorie "Bester fremdsprachiger Film" den Sieg davongetragen und damit für den ersten Oscar für eine österreichische Produktion gesorgt.

Geschichtlicher Hintergrund
Der Film behandelt einen bisher weitgehend unbekannten Aspekt des "Totalen Kriegs" Nazi-Deutschlands während des 2. Weltkriegs und beruht auf den Berichten überlebender Zeitzeugen sowie Ergebnissen gründlicher Nachforschung und Aufarbeitung. Das Dritte Reich litt nämlich in den späteren Kriegsjahren zunehmend unter wirtschaftlichen Problemen, die die erfolgreiche Weiterführung der Kampfhandlungen erheblich gefährdeten. Insbesonders waren die Devisenreserven der Achsenmächte zusammengeschmolzen, was die Handelsbeziehungen (und damit den Ankauf von kriegswichtigen Gütern, vor allem Treibstoff) Deutschlands beinahe zum Erliegen brachte.

Die deutsche Führung entwickelte daher als Reaktion auf die prekäre wirtschaftliche Lage des Staates den Plan, die Konfliktszenarien mit den feindlichen Alliierten auf deren eigene Wirtschaft auszudehnen. Eine der angedachten Maßnahmen sah vor, die britische und amerikanische Wirtschaft zu ruinieren, indem massenhaft gefälschte Pfund- und Dollarnoten in den Umlauf gebracht werden sollten (die natürlich niemals durch die Währungsreserven der Briten oder Amerikaner gedeckt gewesen wären).

Dieser Plan ging unter dem Namen "Unternehmen Bernhard" in die Geschichte ein: Speziell qualifizierte, meist jüdische KZ-Häftlinge (Graveure, Drucker, Bankangestellte, Chemiker) wurden in eine eigene Abteilung im KZ Sachsenhausen zusammengezogen, wo sie unter ständiger Lebensgefahr versuchen mussten, Pfund- und Dollarnoten zu fälschen.

Der Film "Die Fälscher" erzählt das Schicksal dieser Zwangsarbeiter während der Zeit im Konzentrationslager bis zum Kriegsende.

Die Handlung des Films
[Anzeigen] Spoiler: Filmhandlung anzeigen
Der Film beginnt im Fürstentum Monaco der Nachkriegsjahre. Ein Fremder mit einem Koffer voller Banknoten trifft in einem Nobelhotel ein, lässt sich neu ausstaffieren und begibt sich anschließend ins Casino von Monte Carlo, wo er seine Spielkünste eindrucksvoll unter Beweis stellt und Gewinn um Gewinn einheimsen kann. Diese Erfolgssträhne verhilft dem Unbekannten dazu, schnell Eindruck in der Damenwelt zu hinterlassen, und so nimmt er eine der Damen mit auf sein Zimmer. Dort macht die Dame eine irritierende Entdeckung: eine Tätowierung am Arm weist den Fremden als Überlebenden der Konzentrationslager der Nazis aus.

Rückblende in das Deutschland der 30er Jahre: Der mysteriöse Fremde ist der Meisterfälscher Salomon Sorowitsch (Karl Markovics), ein Jude russischer Abstammung, der sich durch das Fälschen verschiedener Währungen sowie mit dem schwunghaften Handel von Dokumenten und Bescheinigungen ein Leben in Saus und Braus finanzieren kann. Schließlich kommt ihm jedoch die Berliner Kriminalpolizei auf die Schliche, und so wird er von Kommissar Herzog verhaftet und aufgrund seiner jüdischen Abstammung ins Konzentrationslager gesteckt.

Die menschenunwürdige Behandlung und die harte Zwangsarbeit nicht gewöhnt, sucht Sorowitsch möglichst bald nach Möglichkeiten, seine Situation zu verbessern, und es gelingt ihm, durch das Zeichnen von Portraits seiner Bewacher kleine Privilegien zu erlangen. Sein Talent bleibt nicht lange verborgen, als die Führung der Nationalsozialisten das Unternehmen Bernhard ins Leben ruft: Sorowitsch wird ins KZ Sachsenhausen verlegt, wo er aufgrund seiner Fähigkeiten mithelfen soll, massenhaft Pfund- und Dollarnoten zu fälschen. Dabei steht er zu seiner großen Überraschung seinem alten Bekannten Herzog gegenüber, der mittlerweile in die SS eingetreten ist und für die Abwicklung dieser Aktion verantwortlich ist.

Mit modernster Technik ausgestattet müssen die zusammengeholten Häftlinge innerhalb kurzer Zeit Erfolge vorweisen, um ihr Überleben zu sichern. Immerhin genießen sie gegenüber anderen KZ-Insassen eine privilegierte Behandlung wie etwa arbeitsfreie Tage, genug zu essen und saubere Unterkünfte. Die Fälscher stehen von Beginn an in einem Zwiespalt zwischen ihren Interessen: der Sicherung des eigenen Überlebens durch Zusammenarbeit mit dem Nazi-Regime und andererseits dem Wissen, dass sie durch ihre Tätigkeit den Nazis den Krieg finanzieren. Dieser Konflikt entlädt sich immer wieder unter den Häftlingen; Sorowitsch sieht sein einziges Ziel im Überleben, während sein junger Kollege Burger (August Diehl), ein Kommunist mit Leib und Seele, immer wieder versucht, durch Sabotage die Pläne der Nazis zu durchkreuzen, wodurch er mehrmals sich selbst und andere Insassen in Lebensgefahr bringt.

Immer wieder wird der KZ-Alltag durch surreale Situationen unterbrochen: so werden die Fälscher eines Tages mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen, nur damit ihnen mitgeteilt werden kann, dass ihre Bemühungen, das britische Pfund zu fälschen, von überwältigendem Erfolg gekrönt waren und ihnen als Belohnung ein Ping-Pong-Tisch überlassen wird.

Trotz aller gefährlichen Situationen überleben jedoch einige der Insassen den Krieg und werden von den Alliierten befreit.


Kritik zum Film
"Die Fälscher" besticht nicht zuletzt durch die Mithilfe des KZ-Überlebenden Adolf Burger und die sorgsame Aufarbeitung verschiedener Quellen durch historische Genauigkeit und glaubwürdige Umsetzung. Karl Markovics gelingt es in brillianter Manier, die Rolle des Meisterfälschers Salomon Sorowitsch glaubwürdig zu übernehmen und setzt damit ein schauspielerisches Glanzlicht, das zu Recht in der internationalen Presse hervorgehoben wurde. Auch die Mehrheit der anderen Rollen wurde meiner Meinung nach passend besetzt, mit der Ausnahme, dass ich die Darstellung von Adolf Burger nicht im selben Maße gelungen finde.

Die Ausstattung geht für das beschränkte Filmbudget in Ordnung, kommt aber klarerweise nicht an höher dotierte Projekte wie Bernd Eichingers "Der Untergang" heran.

Insgesamt kann ich den Film allen geschichtlich interessierten Leuten sehr empfehlen, gerade zum Kampfpreis von 10 € (Saturn). Falls man jedoch leichte filmische Kost bevorzugt oder kein Interesse an der Nazi-Vergangenheit aufbringen kann, wartet man besser auf die Ausstrahlung im Free-TV oder verzichtet ganz auf das Ansehen.

Ich gebe daher 7,5 Punkte auf der 10-teiligen Skala.
Aktuelle Clan-Termine:
  • 1. Clan-interne LAN-Party 2024: 01. - 03. März 2024 (Feuerwehrhaus Illmau)
Benutzeravatar
Corona
General of the Army
General of the Army
 
Beiträge: 1686
Registriert: Di 1. Jan 2008, 23:50

Zurück zu Filme und Serien

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast

cron