Inglorious Basterds

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Inglorious Basterds

Beitragvon Mönch-AUT- » Mo 24. Aug 2009, 10:16

Hi folks,

ich hab mir am Samstag den neuen Tarantino angschaut.
Hier der Trailer dazu:

Eine nicht von mir geschriebene Filmkritik findet Ihr im

[Anzeigen] Spoiler:
Böse Bastarde, hilfloser Hitler:
Die Basterds sind eine internationale Gruppe verwegener Juden, die sich ins Deutschland zur Zeit des Zweiten Weltkriegs schleichen um Nazis zu jagen, die dieser Bedrohung ziemlich hilflos gegenüber stehen. Der ur-amerikanische Haudegen Aldo Raine (Brad Pitt) stellt jedem Mitglied seiner Mördertruppe die Aufgabe, 100 Nazi-Skalps zu sammeln. Und das ist durchaus wörtlich zu nehmen. Ein Teil ihrer Mission ist, sich mit der für die Engländer spionierenden Schauspielerin Bridget von Hammersmark (Diane Kruger) zu treffen, die Informationen über eine geplante Filmpremiere hat, bei der hochrangige Nazis anwesend sein werden. Diese Veranstaltung findet auf Anregung des deutschen Kriegshelden Frederick Zoller (Daniel Brühl) in einem kleinen französischen Kino statt. Zoller hat sich in die Besitzerin Shosanna (Mélanie Laurent) verguckt, unwissend, dass es sich bei ihr um eine geflohene Jüdin handelt. Shosanna betreibt nun unter neuer Identität im besetzten Frankreich ihr Lichtspielhaus und sieht überraschend die Gelegenheit zur blutigen Rache gekommen. Dann gibt es aber noch den deutschen Judenjäger Hans Landa (Christoph Waltz), der seinen Beruf mit Leidenschaft ausübt und einen geradezu untrügerischen Riecher hat.

Tarantino folgt diesen Figuren durch ihre ganz persönlichen Geschichten. Dabei stellt er keinen Charakter in den Vordergrund, ähnlich wie das schon in Pulp Fiction machte. Die Geschichten verweben sich geschickt, und die verschiedenen Handlungsstränge laufen alle am Ende im großen Finale in dem Kino zusammen.

Unepisches Kriegsepos:
„Es war einmal… im Nazi-besetzten Frankreich“, mit diesen Worten beginnt Inglourious Basterds und steckt zumindest schon einmal die Kulisse ab. Doch wer auf einen knallharten Kriegsfilm in der Tradition von „Die Kanonen von Navarone“ hofft, wird überrascht – nicht unbedingt enttäuscht, aber doch überrascht. Denn obwohl die Handlung mit der toughen Killereinheit alle Elemente für einen Actionstreifen enthält, ist es doch keiner. Es ist auch trotz der Geschichte um die untergetauchte Kinobesitzerin Shosanna auch kein emotional überladenes Drama um die Judenverfolgungen, wie etwa Schindlers Liste.

Genauso wenig ist es eine klassische Komödie, wie man anhand der total überdrehten Story (gerade gegen Ende hin) und Schauspielern wie Mike Myers vermuten könnte. Inglorious Basterds bricht mit all diesen Erwartungshaltungen und präsentiert etwas völlig Neues: Ein Märchen, erzählt von Quentin Tarantino. Es gibt lauter unglaublich coole und skurrile Typen mit sehr starken Motivationen, überraschende Momente und Entwicklungen, einiges zu lachen, viel Blut, ineinander verwobene Handlungsstränge und ein furioses Ende, das endgültig klar macht, dass wir uns nicht in der realen Welt, sondern im Tarantino-Universum befinden.

Da darf natürlich auch ein Mexican Standoff nicht fehlen. Nur eine märchentypische Schwarz-Weiß-Zeichnung oder Moral sucht man vergebens – auch Nazis können bei Tarantino durchaus sympathische Typen und sogar Sympathieträger sein und die vermeintlich „guten“ Basterds erweisen sich spätestens zum Ende hin auch nur als ein Haufen blutrünstiger Sadisten, denen weniger an der Sache als vielmehr an ihren grausamen Methoden gelegen ist.

Action-Kriegs-Tragik-Komödienploitation:
Da Tarantino Filme liebt, ist sein Film-Märchen ein wilder Genre-Mix, in dem der Regisseur einmal mehr Versatzstücke aus den unterschiedlichsten Filmen untergebracht hat. Das geht bei der Eröffnungsszene in bester Italo-Western-Manier los, über die typischen Exploitation-Einwürfe bis hin zu einem kritischen Ausblick auf die 3D-Zukunft des Kinos, als am Ende im brennenden Kino die projektierten Bilder durch Rauch und Feuer plastisch werden. Überraschend für einen amerikanischen Filmemacher erweist sich Tarantino auch als durchaus bewandert in der deutschen Kinogeschichte, bei ihm kommen Winnetou und Edgar Wallace genauso vor wie Leni-Riefenstahl-Referenzen. Seine Verbeugung vor dem nicht-amerikanischen Film hört aber da nicht auf, Inglourious Basterds ist vielmehr ein wirklich internationaler Film (bitte auch unbedingt im Original anschauen): Briten reden englisch, Franzosen französisch, Deutsche deutsch und Brad Pitt einen schrecklichen, breiten, amerikanischen Akzent. Damit das auch richtig glaubhaft wird, hat Tarantino auch mit einer multi-kulturellen Besetzung gearbeitet: Hier spielen eben ein Brad Pitt aus den USA und eine Mélanie Laurent aus Frankreich neben Diane Kruger, Til Schweiger, Daniel Brühl und August Diehl, um nur einige Namen des Staraufgebots zu nennen.

Aber all diese Namen verblassen angesichts Christoph Waltz – der Wiener wurde für seine Darstellung des Nazi-Offiziers Landa in Cannes ausgezeichnet und schafft es wirklich, einen genauso charismatischen wie furchteinflössenden und originellen Charakter auf die Leinwand zu zaubern. Er dominiert jede seiner Szenen und spielt selbst einen Brad Pitt so locker an die Wand, dass Tarantino für die Wahl des relativ unbekannten Schauspielers für diese tragende Rolle nur bewundert werden kann.
Ein sehr subjektives Wort übrigens noch zu Brad Pitts Darstellung: Ja, er hat großes komödiantisches Talent, aber in Inglorious Basterds wirkt er deplaziert. Sein Nazi-Jäger ist derart überzogen und streckenweise schon fast albern, dass er gegenüber den anderen, realistischeren (Haupt-)Figuren eigenartig fehl am Platz wirkt. Und gerade auch durch seinen übertriebenen Akzent nervt er nach einer Weile ganz gehörig – es schmerzt mich, dass einmal sagen zu müssen, aber ohne Pitt wäre der Film noch ein Stück besser geworden.

Aber auch trotz Pitt ist Inglorious Basterds rundum überzeugend – die Nachbearbeitung nach der Schnittfassung von Cannes wird dem Film sehr gut getan haben, denn von Längen oder schlechter Dramaturgie, die dem Film dort angekreidet wurden, ist nichts mehr zu erkennen. Ganz im Gegenteil – endlich dürfen wir uns wieder über einen echten, saucoolen Tarantino freuen!

Fazit:
Mit Inglorious Basterds kehrt Quentin Tarantino zu alter Größe zurück. Der Kriegsfilm, der eigentlich keiner ist, begeistert mit coolen Dialogen, internationalen Schauspiel-Größen und einer intelligent verschachtelten Story. Tarantino wäre nicht Tarantino, wenn der Film nicht darüber hinaus vor Film- und Genre-Zitaten nur so strotzen würde. Ganz die überragende Klasse von Pulp Fiction oder Reservoir Dogs erreicht Inglorious Basterds aber leider nicht, dafür ist er streckenweise doch zu wenig neu und eigentlich auch nur wieder eine schwarzhumorige Gangstergeschichte in einem anderen Gewand. Aber sehr gut ist der Film allemal!


Mein persönliches Fazit:
Der Film hat mir sehr gut gefallen. Ein guter Tarantino. Zwar kommt er an Pulp Fiction und die Kill Bill Reihe nicht heran, doch Tarantion spezifische Brutaloszenen fehlen auch in diesem Film nicht und lassen einem zeitweise das Blut gefrieren. Auch Dank der überragenden schauspielerischen Leistung vom Österreicher Christoph Waltz, der seine Rolle wahnsinnig cool, lustig, aber auch pervers und sadistisch anlegt.
Ein typischer Kriegsfilm wie z. B. der Soldat James Ryan ist es nicht, irgendwie anders aber sehr gut.

ab ins Kino mit euch :D

cu

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Re: Inglorious Basterds

Beitragvon Budweiser » So 30. Aug 2009, 19:58

Freue mich schon auf den Film.
Ich werd ihn mir zwar nicht im Kino anschaun, aber auf die Bluray die in ein paar Monaten kommt, kann ich warten.
Zur Überbrückung bis dahin gibts Wolfenstein. :-)
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Re: Inglorious Basterds

Beitragvon Corona » So 30. Aug 2009, 20:05

Bis jetzt habe ich auch viel Positives über den Film gehört; ich hoffe, ich schaffe es dieses Mal ins Kino :D
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Re: Inglorious Basterds

Beitragvon Corona » Mo 21. Dez 2009, 22:59

Es ist zwar schon ein Weilchen her, seit ich den Film im Kino gesehen habe, aber jetzt Ende 2009 kann ich sagen, dass der Film für mich das Kinohighlight 2009 war.

Besonders gut hat mir - wie auch Mönchsbräu - die Darstellung des durchtriebenen Standartenführers Landa durch den österreichischen Schauspieler Christoph Waltz gefallen. Damit dürfte ich nicht alleine stehen, denn Waltz wurde mittlerweile als Kandidat für die bevorstehenden Golden Globe Awards und für den Screen Actors Guild Award nominiert, womit er auch Chancen auf eine Oscar-Nominierung haben könnte.
Quelle: http://kurier.at/kultur/1964090.php

Ich freu mich jetzt schon auf das Release auf DVD und BluRay am 14. Januar 2010 (laut Amazon).
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Re: Inglorious Basterds

Beitragvon Heineken » Di 22. Dez 2009, 13:28

Hi Jungs!

Hab ihn mir "damals" im Kino reingezogen und - obwohl ich absolut kein Tarantino-Fan-Boy bin, was an den in seinen Filmen meist gegen Ende ausufernden hirn-und gehaltlosen Splatterszenen liegt - war ich, bis auf die letzten 20min des Filmes, positiv überrascht! Tarantino kann, davon bin ich seit Basterds überzeugt, doch Filme mit Handlung und Hirn machen. Über Waltz´s schauspielerische Meisterleistung muss man eigentlich kein Wort verlieren nur soviel, als dass ich zuletzt eine ähnlich überragende Leistung nur von Heath "Joker" Ledger, sowie von Johnny Depp alias `John Dillinger' in "Public Enemies" (Prädikat: sehenswert!) bewundern konnte.

Leider gibt es auch bei diesem Film von Tarantino einen kleinen Haken, die (für mich!) lästigen und in diesem ansonst durchaus ernsthaften Film (Verbrechen der Nazis an Juden) fehl am Platz wirkenden Brutalo-Szenen: Nun kann man sagen, gerade deswegen die Tarantino-Streifen zu mögen - was ich natürlich anerkenne - aber mir tut es eigentlich gerade bei diesem Film von ihm "leid", dass er seinen Stil unbedingt einbringen musste, da es ansonsten wie gesagt ein durchaus ernstzunehmender Titel geworden wäre. Das Potential der Schauspieler (Waltz! aber auch Pitt usw.) hätte gereicht, um den Streifen in eine "höhere" Liga zu bringen - Chance vertan!

Somit kann ich den Film (leider) nicht zu meinen Highlights 09 zählen, wiewohl ich ihn ebenfalls weiterempfehlen möchte.

MfG
Heineken :army:
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Re: Inglorious Basterds

Beitragvon Corona » Di 22. Dez 2009, 15:37

Ich gebe dir uneingeschränkt recht, dass die Tarantino-typischen (übertriebenen) Gewaltszenen schlichtweg unnötig waren - hier drängt sich tatsächlich der Verdacht auf, dass der Regisseur dem Film eine besonders starke Note seines gewöhnungsbedürftigen Geschmacks verleihen wollte. Trotzdem überwiegt für mich der positive Eindruck der schauspielerischen Leistungen des gesamten Ensembles, sodass ich persönlich dem Film ruhigen Gewissens ein sehr gutes Zeugnis ausstellen kann.

Leider habe ich "Public Enemies" noch nicht gesehen, sodass ich die beiden Filme nicht vergleichen kann. Johnny Depp ist jedoch bereits bekannt als brillianter Darsteller verschiedenster Charaktere, sodass ich ihm eine weitere Glanzleistung ohne Weiteres zutraue.
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