ich hab mir am Samstag den neuen Tarantino angschaut.
Hier der Trailer dazu:
Eine nicht von mir geschriebene Filmkritik findet Ihr im
[Anzeigen] Spoiler:
Böse Bastarde, hilfloser Hitler:
Die Basterds sind eine internationale Gruppe verwegener Juden, die sich ins Deutschland zur Zeit des Zweiten Weltkriegs schleichen um Nazis zu jagen, die dieser Bedrohung ziemlich hilflos gegenüber stehen. Der ur-amerikanische Haudegen Aldo Raine (Brad Pitt) stellt jedem Mitglied seiner Mördertruppe die Aufgabe, 100 Nazi-Skalps zu sammeln. Und das ist durchaus wörtlich zu nehmen. Ein Teil ihrer Mission ist, sich mit der für die Engländer spionierenden Schauspielerin Bridget von Hammersmark (Diane Kruger) zu treffen, die Informationen über eine geplante Filmpremiere hat, bei der hochrangige Nazis anwesend sein werden. Diese Veranstaltung findet auf Anregung des deutschen Kriegshelden Frederick Zoller (Daniel Brühl) in einem kleinen französischen Kino statt. Zoller hat sich in die Besitzerin Shosanna (Mélanie Laurent) verguckt, unwissend, dass es sich bei ihr um eine geflohene Jüdin handelt. Shosanna betreibt nun unter neuer Identität im besetzten Frankreich ihr Lichtspielhaus und sieht überraschend die Gelegenheit zur blutigen Rache gekommen. Dann gibt es aber noch den deutschen Judenjäger Hans Landa (Christoph Waltz), der seinen Beruf mit Leidenschaft ausübt und einen geradezu untrügerischen Riecher hat.
Tarantino folgt diesen Figuren durch ihre ganz persönlichen Geschichten. Dabei stellt er keinen Charakter in den Vordergrund, ähnlich wie das schon in Pulp Fiction machte. Die Geschichten verweben sich geschickt, und die verschiedenen Handlungsstränge laufen alle am Ende im großen Finale in dem Kino zusammen.
Unepisches Kriegsepos:
„Es war einmal… im Nazi-besetzten Frankreich“, mit diesen Worten beginnt Inglourious Basterds und steckt zumindest schon einmal die Kulisse ab. Doch wer auf einen knallharten Kriegsfilm in der Tradition von „Die Kanonen von Navarone“ hofft, wird überrascht – nicht unbedingt enttäuscht, aber doch überrascht. Denn obwohl die Handlung mit der toughen Killereinheit alle Elemente für einen Actionstreifen enthält, ist es doch keiner. Es ist auch trotz der Geschichte um die untergetauchte Kinobesitzerin Shosanna auch kein emotional überladenes Drama um die Judenverfolgungen, wie etwa Schindlers Liste.
Genauso wenig ist es eine klassische Komödie, wie man anhand der total überdrehten Story (gerade gegen Ende hin) und Schauspielern wie Mike Myers vermuten könnte. Inglorious Basterds bricht mit all diesen Erwartungshaltungen und präsentiert etwas völlig Neues: Ein Märchen, erzählt von Quentin Tarantino. Es gibt lauter unglaublich coole und skurrile Typen mit sehr starken Motivationen, überraschende Momente und Entwicklungen, einiges zu lachen, viel Blut, ineinander verwobene Handlungsstränge und ein furioses Ende, das endgültig klar macht, dass wir uns nicht in der realen Welt, sondern im Tarantino-Universum befinden.
Da darf natürlich auch ein Mexican Standoff nicht fehlen. Nur eine märchentypische Schwarz-Weiß-Zeichnung oder Moral sucht man vergebens – auch Nazis können bei Tarantino durchaus sympathische Typen und sogar Sympathieträger sein und die vermeintlich „guten“ Basterds erweisen sich spätestens zum Ende hin auch nur als ein Haufen blutrünstiger Sadisten, denen weniger an der Sache als vielmehr an ihren grausamen Methoden gelegen ist.
Action-Kriegs-Tragik-Komödienploitation:
Da Tarantino Filme liebt, ist sein Film-Märchen ein wilder Genre-Mix, in dem der Regisseur einmal mehr Versatzstücke aus den unterschiedlichsten Filmen untergebracht hat. Das geht bei der Eröffnungsszene in bester Italo-Western-Manier los, über die typischen Exploitation-Einwürfe bis hin zu einem kritischen Ausblick auf die 3D-Zukunft des Kinos, als am Ende im brennenden Kino die projektierten Bilder durch Rauch und Feuer plastisch werden. Überraschend für einen amerikanischen Filmemacher erweist sich Tarantino auch als durchaus bewandert in der deutschen Kinogeschichte, bei ihm kommen Winnetou und Edgar Wallace genauso vor wie Leni-Riefenstahl-Referenzen. Seine Verbeugung vor dem nicht-amerikanischen Film hört aber da nicht auf, Inglourious Basterds ist vielmehr ein wirklich internationaler Film (bitte auch unbedingt im Original anschauen): Briten reden englisch, Franzosen französisch, Deutsche deutsch und Brad Pitt einen schrecklichen, breiten, amerikanischen Akzent. Damit das auch richtig glaubhaft wird, hat Tarantino auch mit einer multi-kulturellen Besetzung gearbeitet: Hier spielen eben ein Brad Pitt aus den USA und eine Mélanie Laurent aus Frankreich neben Diane Kruger, Til Schweiger, Daniel Brühl und August Diehl, um nur einige Namen des Staraufgebots zu nennen.
Aber all diese Namen verblassen angesichts Christoph Waltz – der Wiener wurde für seine Darstellung des Nazi-Offiziers Landa in Cannes ausgezeichnet und schafft es wirklich, einen genauso charismatischen wie furchteinflössenden und originellen Charakter auf die Leinwand zu zaubern. Er dominiert jede seiner Szenen und spielt selbst einen Brad Pitt so locker an die Wand, dass Tarantino für die Wahl des relativ unbekannten Schauspielers für diese tragende Rolle nur bewundert werden kann.
Ein sehr subjektives Wort übrigens noch zu Brad Pitts Darstellung: Ja, er hat großes komödiantisches Talent, aber in Inglorious Basterds wirkt er deplaziert. Sein Nazi-Jäger ist derart überzogen und streckenweise schon fast albern, dass er gegenüber den anderen, realistischeren (Haupt-)Figuren eigenartig fehl am Platz wirkt. Und gerade auch durch seinen übertriebenen Akzent nervt er nach einer Weile ganz gehörig – es schmerzt mich, dass einmal sagen zu müssen, aber ohne Pitt wäre der Film noch ein Stück besser geworden.
Aber auch trotz Pitt ist Inglorious Basterds rundum überzeugend – die Nachbearbeitung nach der Schnittfassung von Cannes wird dem Film sehr gut getan haben, denn von Längen oder schlechter Dramaturgie, die dem Film dort angekreidet wurden, ist nichts mehr zu erkennen. Ganz im Gegenteil – endlich dürfen wir uns wieder über einen echten, saucoolen Tarantino freuen!
Fazit:
Mit Inglorious Basterds kehrt Quentin Tarantino zu alter Größe zurück. Der Kriegsfilm, der eigentlich keiner ist, begeistert mit coolen Dialogen, internationalen Schauspiel-Größen und einer intelligent verschachtelten Story. Tarantino wäre nicht Tarantino, wenn der Film nicht darüber hinaus vor Film- und Genre-Zitaten nur so strotzen würde. Ganz die überragende Klasse von Pulp Fiction oder Reservoir Dogs erreicht Inglorious Basterds aber leider nicht, dafür ist er streckenweise doch zu wenig neu und eigentlich auch nur wieder eine schwarzhumorige Gangstergeschichte in einem anderen Gewand. Aber sehr gut ist der Film allemal!
Die Basterds sind eine internationale Gruppe verwegener Juden, die sich ins Deutschland zur Zeit des Zweiten Weltkriegs schleichen um Nazis zu jagen, die dieser Bedrohung ziemlich hilflos gegenüber stehen. Der ur-amerikanische Haudegen Aldo Raine (Brad Pitt) stellt jedem Mitglied seiner Mördertruppe die Aufgabe, 100 Nazi-Skalps zu sammeln. Und das ist durchaus wörtlich zu nehmen. Ein Teil ihrer Mission ist, sich mit der für die Engländer spionierenden Schauspielerin Bridget von Hammersmark (Diane Kruger) zu treffen, die Informationen über eine geplante Filmpremiere hat, bei der hochrangige Nazis anwesend sein werden. Diese Veranstaltung findet auf Anregung des deutschen Kriegshelden Frederick Zoller (Daniel Brühl) in einem kleinen französischen Kino statt. Zoller hat sich in die Besitzerin Shosanna (Mélanie Laurent) verguckt, unwissend, dass es sich bei ihr um eine geflohene Jüdin handelt. Shosanna betreibt nun unter neuer Identität im besetzten Frankreich ihr Lichtspielhaus und sieht überraschend die Gelegenheit zur blutigen Rache gekommen. Dann gibt es aber noch den deutschen Judenjäger Hans Landa (Christoph Waltz), der seinen Beruf mit Leidenschaft ausübt und einen geradezu untrügerischen Riecher hat.
Tarantino folgt diesen Figuren durch ihre ganz persönlichen Geschichten. Dabei stellt er keinen Charakter in den Vordergrund, ähnlich wie das schon in Pulp Fiction machte. Die Geschichten verweben sich geschickt, und die verschiedenen Handlungsstränge laufen alle am Ende im großen Finale in dem Kino zusammen.
Unepisches Kriegsepos:
„Es war einmal… im Nazi-besetzten Frankreich“, mit diesen Worten beginnt Inglourious Basterds und steckt zumindest schon einmal die Kulisse ab. Doch wer auf einen knallharten Kriegsfilm in der Tradition von „Die Kanonen von Navarone“ hofft, wird überrascht – nicht unbedingt enttäuscht, aber doch überrascht. Denn obwohl die Handlung mit der toughen Killereinheit alle Elemente für einen Actionstreifen enthält, ist es doch keiner. Es ist auch trotz der Geschichte um die untergetauchte Kinobesitzerin Shosanna auch kein emotional überladenes Drama um die Judenverfolgungen, wie etwa Schindlers Liste.
Genauso wenig ist es eine klassische Komödie, wie man anhand der total überdrehten Story (gerade gegen Ende hin) und Schauspielern wie Mike Myers vermuten könnte. Inglorious Basterds bricht mit all diesen Erwartungshaltungen und präsentiert etwas völlig Neues: Ein Märchen, erzählt von Quentin Tarantino. Es gibt lauter unglaublich coole und skurrile Typen mit sehr starken Motivationen, überraschende Momente und Entwicklungen, einiges zu lachen, viel Blut, ineinander verwobene Handlungsstränge und ein furioses Ende, das endgültig klar macht, dass wir uns nicht in der realen Welt, sondern im Tarantino-Universum befinden.
Da darf natürlich auch ein Mexican Standoff nicht fehlen. Nur eine märchentypische Schwarz-Weiß-Zeichnung oder Moral sucht man vergebens – auch Nazis können bei Tarantino durchaus sympathische Typen und sogar Sympathieträger sein und die vermeintlich „guten“ Basterds erweisen sich spätestens zum Ende hin auch nur als ein Haufen blutrünstiger Sadisten, denen weniger an der Sache als vielmehr an ihren grausamen Methoden gelegen ist.
Action-Kriegs-Tragik-Komödienploitation:
Da Tarantino Filme liebt, ist sein Film-Märchen ein wilder Genre-Mix, in dem der Regisseur einmal mehr Versatzstücke aus den unterschiedlichsten Filmen untergebracht hat. Das geht bei der Eröffnungsszene in bester Italo-Western-Manier los, über die typischen Exploitation-Einwürfe bis hin zu einem kritischen Ausblick auf die 3D-Zukunft des Kinos, als am Ende im brennenden Kino die projektierten Bilder durch Rauch und Feuer plastisch werden. Überraschend für einen amerikanischen Filmemacher erweist sich Tarantino auch als durchaus bewandert in der deutschen Kinogeschichte, bei ihm kommen Winnetou und Edgar Wallace genauso vor wie Leni-Riefenstahl-Referenzen. Seine Verbeugung vor dem nicht-amerikanischen Film hört aber da nicht auf, Inglourious Basterds ist vielmehr ein wirklich internationaler Film (bitte auch unbedingt im Original anschauen): Briten reden englisch, Franzosen französisch, Deutsche deutsch und Brad Pitt einen schrecklichen, breiten, amerikanischen Akzent. Damit das auch richtig glaubhaft wird, hat Tarantino auch mit einer multi-kulturellen Besetzung gearbeitet: Hier spielen eben ein Brad Pitt aus den USA und eine Mélanie Laurent aus Frankreich neben Diane Kruger, Til Schweiger, Daniel Brühl und August Diehl, um nur einige Namen des Staraufgebots zu nennen.
Aber all diese Namen verblassen angesichts Christoph Waltz – der Wiener wurde für seine Darstellung des Nazi-Offiziers Landa in Cannes ausgezeichnet und schafft es wirklich, einen genauso charismatischen wie furchteinflössenden und originellen Charakter auf die Leinwand zu zaubern. Er dominiert jede seiner Szenen und spielt selbst einen Brad Pitt so locker an die Wand, dass Tarantino für die Wahl des relativ unbekannten Schauspielers für diese tragende Rolle nur bewundert werden kann.
Ein sehr subjektives Wort übrigens noch zu Brad Pitts Darstellung: Ja, er hat großes komödiantisches Talent, aber in Inglorious Basterds wirkt er deplaziert. Sein Nazi-Jäger ist derart überzogen und streckenweise schon fast albern, dass er gegenüber den anderen, realistischeren (Haupt-)Figuren eigenartig fehl am Platz wirkt. Und gerade auch durch seinen übertriebenen Akzent nervt er nach einer Weile ganz gehörig – es schmerzt mich, dass einmal sagen zu müssen, aber ohne Pitt wäre der Film noch ein Stück besser geworden.
Aber auch trotz Pitt ist Inglorious Basterds rundum überzeugend – die Nachbearbeitung nach der Schnittfassung von Cannes wird dem Film sehr gut getan haben, denn von Längen oder schlechter Dramaturgie, die dem Film dort angekreidet wurden, ist nichts mehr zu erkennen. Ganz im Gegenteil – endlich dürfen wir uns wieder über einen echten, saucoolen Tarantino freuen!
Fazit:
Mit Inglorious Basterds kehrt Quentin Tarantino zu alter Größe zurück. Der Kriegsfilm, der eigentlich keiner ist, begeistert mit coolen Dialogen, internationalen Schauspiel-Größen und einer intelligent verschachtelten Story. Tarantino wäre nicht Tarantino, wenn der Film nicht darüber hinaus vor Film- und Genre-Zitaten nur so strotzen würde. Ganz die überragende Klasse von Pulp Fiction oder Reservoir Dogs erreicht Inglorious Basterds aber leider nicht, dafür ist er streckenweise doch zu wenig neu und eigentlich auch nur wieder eine schwarzhumorige Gangstergeschichte in einem anderen Gewand. Aber sehr gut ist der Film allemal!
Mein persönliches Fazit:
Der Film hat mir sehr gut gefallen. Ein guter Tarantino. Zwar kommt er an Pulp Fiction und die Kill Bill Reihe nicht heran, doch Tarantion spezifische Brutaloszenen fehlen auch in diesem Film nicht und lassen einem zeitweise das Blut gefrieren. Auch Dank der überragenden schauspielerischen Leistung vom Österreicher Christoph Waltz, der seine Rolle wahnsinnig cool, lustig, aber auch pervers und sadistisch anlegt.
Ein typischer Kriegsfilm wie z. B. der Soldat James Ryan ist es nicht, irgendwie anders aber sehr gut.
ab ins Kino mit euch

cu
Mönch-AUT-